Marlen Haushofer begann erst nach Kriegsende im Zuge des literarischen Neubeginns mit ihrer literarischen Tätigkeit, über deren Anfänge sie uns einiges in einem Interview in der Furche vom 13.4.1968 verrät: "Geschrieben hab` ich von meinem achten Jahr an bis zu meinem neunzehnten nur so für mich, Geschichten, Gedichte und sehr merkwürdige Romankapitel, die ich leider, wie so vieles aus dieser Zeit verloren hab`. Während des Krieges keine Zeile. Erst 1946 hab`ich wieder angefangen, und diesmal mit der Absicht, meine Geschichten anzubieten."
Ab 1946 publizierte Marlen Haushofer in österreichischen Tageszeitungen, Wochen- und Monatszeitschriften wie in "Die Presse", "Kurier am Sonntag", "Neues Volksblatt", "Oberösterreichische Nachrichten", "Salzburger Nachrichten" und "Wiener Zeitung".
1948 suchte sie Anschluss an die Wiener literarische Szene, wobei sie sich an Hermann Hakel wandte, einen Lyriker, Erzähler, Übersetzer und Förderer literarischer Talente, der den PEN-Club, eine Aktion zur Förderung junger Autoren, betreute.
Zum Autoren-Kreis des PEN-Klubs gehörten Schriftstellerinnen wie Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger, Christine Busta und Friederike Mayröcker, die in Hermann Hakel einen Gönner in literarischen Angelegenheiten sahen. Der erste Text, den Marlen Haushofer dort vorstellte, war die Erzählung "Für eine unvergessliche Zwillingsschwester."
In der von Hakel selbst herausgegebenen Literatur- Zeitschrift "Lynkeus. Dichtung. Kunst. Kritik" erschien 1949 die Erzählung "Das Morgenrot", später die Erzählung "Der Staatsfeind".
Entscheidend wurde für Marlen Haushofer der freundschaftliche Kontakt mit Hans Weigel, einem Kabarettisten, Theaterkritiker, Feuilletonisten und Molière-Übersetzer, der Lesungen von jungen Autoren organisierte und Veröffentlichungen ihrer Arbeiten vermittelte. In der von ihm 1951 gestarteten literarischen Reihe "Junge österreichische Autoren" erschien Marlen Haushofers erstes Buch, die Erzählung "Das fünfte Jahr", für die sie 1953 den Förderungspreis des Unterrichtsministeriums erhielt.
Um in der Literaturszene den großen Durchbruch zu schaffen, machte sie sich auf Anraten von Hans Weigel daran, einen Roman zu schreiben. Ihr erster Romanversuch, der die ungesühnte Ermordung eines verhassten Mannes durch Frauen zum Inhalt hatte, stieß aus moralischen Bedenken auf Widerstand und wurde abgelehnt.
Im Sommer 1953 übersiedelte sie für kurze Zeit allein nach Wien, um in aller Ruhe an ihrem Roman "Eine Handvoll Leben" zu schreiben. Nach wie vor pflegte sie die freundschaftlichen Beziehungen mit ihren beiden literarischen Gönnern Hans Weigel und Hermann Hakel.
1954 publizierte Marlen Haushofer ihren ersten Roman, "Eine Handvoll Leben", womit sie auch in Deutschland und der Schweiz durch Buchbesprechungen in Zeitungen und Autorenlesungen einen beachtlichen literarischen Erfolg erzielte. Gemeinsam mit Thomas Bernhard veranstaltete sie einen Dichterabend auf der Festung Hohensalzburg.
1956 veröffentlichte sie in der vom Lyriker Rudolf Felmayer herausgegebenen Reihe "Neue Dichtung aus Österreich" ihren ersten Erzählungsband mit dem Titel "Vergissmeinnichtquelle" im Bergland-Verlag, 1958 erschien die Novelle "Wir töten Stella".
1960 begann Marlen Haushofer an ihrem Roman "Die Wand" zu schreiben, den sie nach ungefähr eineinhalb Jahren fertig gestellt hatte und von dem auch Hans Weigel sehr begeistert war. 1963 wurde ihr für diesen Roman der Arthur-Schnitzler Preis zuerkannt.
In den folgenden Jahren verfasste sie Kinderbücher wie "Bartls Abenteuer", für das ihr geliebter Tigerkater Iwan als Vorbild diente, "Brav sein ist schwer" und "Schlimm sein ist auch kein Vergnügen". Für die Kinderbücher, die ihr den größten finanziellen Erfolg brachten, wurde ihr 1965 und 1970 der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien verliehen.
Für den Erzählband "Schreckliche Treue" erhielt Marlen Haushofer 1968 zum zweiten Mal den österreichischen Staatspreis für Literatur.
Durch die Lesung des Romanes "Die Wand" im österreichischen Rundfunk in der Reihe "Roman in Fortsetzungen" gewann sie zunehmend an Popularität in der Öffentlichkeit und bekam zum ersten Mal den Erfolg zu spüren.
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