zeitgenössische österreichische Frauenliteratur

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 "Die Wand"

 
    Roman 1963 - von Marlen Haushofer
  Die Hauptfigur des erfolgreichsten Romanes von Marlen Haushofer "Die Wand", die mit der Erzählerin identisch ist, verbringt mit ihrer Cousine und deren Mann ihren Urlaub in einem Jagdhaus. Als das Ehepaar von einem Spaziergang ins Dorf nicht mehr zurückkehrt, macht sich die Frau auf, um die beiden zu suchen. Dabei stößt sie auf eine durchsichtige Wand, hinter der es aufgrund einer atomaren Katastrophe kein Leben mehr gibt. Die Frau lebt nun allein mit Tieren, dem Jagdhund, einer Kuh und Katzen, ohne menschliche Gemeinschaft und Kommunikation. Es geht nur mehr ums bloße Überleben in einer bisher nie dagewesenen Situation.
Eines Tages begegnet sie einem Mann, der den Jagdhund tötet, worauf sie den Täter mit einem Jagdgewehr erschießt.
Anregungen für diesen Roman bekam Marlen Haushofer durch die Science-Fiction-Geschichte "Die gläserne Kuppel". Es finden sich aber nicht nur Züge von Science Fiction, sondern auch von Utopie und Robinsonade darinnen.
Hans Weigel verglich als erster "Die Wand" mit Daniel Defoes "Robinson Crusoe". Ein wesentlicher Unterschied zu Robinson zeigt sich aber darin, dass sich die Erzählerin der "Wand" an den Bedürfnissen der Tiere orientiert und einen herrschaftsfreien Umgang mit der Natur pflegt. Die im Roman vorkommenden Orte, Menschen und Tiere haben Entsprechungen in der realen Umwelt von Marlen Haushofer.
Die Schriftstellerin selbst deutete die Wand als Symbol für die Hindernisse bei zwischenmenschlichen Beziehungen: "Ob die Wand je über die Menschen kommt, jene äußerliche Wand nämlich, von der die Apokalyptiker gerne reden, kann ich nicht sagen. Aber vorstellen könnte ich es mir schon. Aber, wissen Sie, jene Wand, die ich meine, ist eigentlich ein seelischer Zustand, der nach außen hin plötzlich sichtbar wird. Haben wir nicht überall Wände aufgerichtet? Trägt nicht jeder von uns eine Wand, zusammengesetzt aus Vorurteilen vor sich her?... eine einmal aufgerichtete Wand muss gar nicht immer als negativ angesehen werden. Man sitzt rund um einen Tisch und ist – so viele Menschen, so viele Wände – weit, sehr weit voneinander entfernt. Über die nach Fortschritt strebende Menschheit bricht eine schreckliche Katastrophe herein, die nur die Pflanzen, ein paar Tiere und die Frau, die sich von der Außenwelt abkapselt, überleben."

1960 begann Marlen Haushofer an ihrem Roman "Die Wand" zu schreiben, den sie nach ungefähr eineinhalb Jahren fertig gestellt hatte und von dem auch Hans Weigel sehr begeistert war. 1963 wurde ihr für diesen Roman der Arthur-Schnitzler Preis zuerkannt.
Durch die Lesung des Romanes "Die Wand" im österreichischen Rundfunk in der Reihe "Roman in Fortsetzungen" gewann sie zunehmend an Popularität in der Öffentlichkeit und bekam zum ersten Mal den Erfolg zu spüren.

 
  Erzählungen:      
  Das fünfte Jahr 1952  
Die Vergissmeinnichtquelle - Erzählungsband 1956    
Wir töten Stella 1958    
Lebenslänglich 1966    
Schreckliche Treue 1968    
  Romane:  
Eine Handvoll Leben 1955    
Die Tapetentür 1957    
Die Wand 1963    
Himmel, der nirgendwo endet 1966  
Die Mansarde 1969    
  Kinderbücher  
Bartls Abenteuer - ein Katzenbuch 1964    
Brav sein ist schwer 1965    
Müssen Tiere draußen bleiben? 1967    
Wohin mit dem Dackel? 1968    
Schlimm sein ist auch kein Vergnügen 1970    
       
  Hörspiele:  
Das Kreuzworträtsel 1954    
Die Überlebenden 1958    
nach oben Das Mitternachtsspiel 1984